Ferien

Heute ist mein persönlicher Scheißtag.
Heute vor einem Jahr hatte ich erst eine Panikattacke, dann einen Nervenzusammenbruch und bin gegen Ende des Tages dann das aller erste Mal in eine Psychiatrie gekommen. In die Vitos Herborn, um genau zu sein.
Ich dachte die ganze Zeit, dass mich all dieser Schmerz, der mich heute vor einem Jahr quälte, wieder heimsuchen würde ... Gestern habe ich bereits die erste Welle gespürt. Ich hatte Angst, heute Morgen aufzuwachen und mein Handy anzuschalten.
Und was passierte?
Nichts.
Mir geht's so gut wie die ganze Zeit auch, ich bin nur müde, wegen dem schwül-warmen Wetter und ich habe meine altbekannten Bauchschmerzen, die ich jeden Tag habe. Das war's.
Manchmal überrascht mich meine Psyche doch noch.
Ich bin froh, dass diese Zeit jetzt vorbei ist. Vor einem Jahr ist eine Veränderung losgebrochen. Borderline war ihr Name. Und jetzt hat dieser Abschnitt ein Ende. Wenn ich dann endlich in einer Wohngruppe angekommen bin, ist es vollkommen abgeschlossen.
Ein ganzes Jahr voller Schmerz, Phasen von Magersucht und Bulimie, von Ritzen und Suizidversuchen, von Psychiatrieaufenthalten und Gefühlen, die nicht erwidert wurden. Endlich ist es vorbei! Ich fühle mich so erleichtert, als wäre all die Last auf einmal von meinen Schultern gefallen ... Tolles Gefühl!
Okay, wir haben Ferien! Kein Stress mehr, endlich mehr Zeit für mich.
Ich fange jetzt wieder mit meinem Sportprogramm an und versuche, nicht mehr zu kotzen. Ganz recht. Ich stelle das Abnehmen mal beiseite und versuche jetzt einfach, ein paar Tage nicht zu kotzen.
Ich hab's mit dem Ritzen geschafft, dann werde ich das wohl auch schaffen, oder?
Okay, heute habe ich schon gekotzt. Ziel ist es, den restlichen Tag nicht mehr zu kotzen. Und morgen fange ich dann ganz frisch an.
Kein verdammtes Kotzen mehr!
Mae